Sperrmülltag

Heute früh sprach mich im Badezimmer mein Hirn an. „Hömma Schorse“ sinnierte es laut in meinem Kopf, „hast du dich mal gefragt, wie das hier in Langerfeld eigentlich mit dem Sperrmüll so abgeht?“ Da muss ich meiner Denkbeule doch glatt Recht geben. Normal ist das ja nicht, was hier an einem der scheinbar höchsten Feiertage unseres Dorfes so los ist.

Ich weiß ja nicht, ob Sie ein Sperrmüll rausstellender Mensch oder ein Sperrmüll schauender Mitbürger sind. Aber diese Mengen, die da gefühlt Monat für Monat an der Straße stehen, sind schon gewaltig. Haben Sie einmal bewusst an den Sperrmülltagen versucht, die Gehwege zu benutzen? Das ist nahezu unmöglich, weil zwischen den parkenden Autos am Straßenrand und den Häusern noch nicht einmal mehr Platz für die traditionellen morgendlichen Hundehaufen ist. Im Slalom gehen Sie zwischen den Fahrzeugen auf die Straße und wieder auf den Gehsteig zurück, nur um nicht von den langsam fahrenden Transportern der Sperrmüllmafia überfahren zu werden.

Ich bewundere und wundere mich ja über unsere Müllabfuhr. Dass die Mitarbeitenden tatsächlich jeden völlig unsortierten Haufen Sperrgut in die Knackerwagen verfrachten, grenzt schon an eine milde Tat der Barmherzigkeit. Die riesigen Haufen sind derart lieblos und gefährlich aufeinander geworfen, dass ich häufig an meine letzte Scheidung erinnert werde, wo meine Sachen durch die Fenster auf die Straße geflogen sind. Aber das ist ein anderes Thema.

Was mir allerdings auffällt, ist die schlichte Tatsache der größten Sperrmüllhaufen vor immer den gleichen Langerfelder Häusern. Früh am Morgen, wenn ich noch vor 6 Uhr zur Arbeit fahre, lagern die Abfälle bis zu den Fensterbänken im Erdgeschoss hoch übereinander. Vor eben immer den gleichen Hausnummern der alten Mehrfamilienhäuser. Nun könnte man mathematisch anführen, dass in einem Wohnhaus mit acht Mietparteien schließlich auch aus jeder der Wohnungen wechselnd acht Sperrmülltermine bedient werden könnten. Doch wenn man wie ich seit Jahren jeden Tag die gleiche Strecke zur Besichtigung der Anhäufungen fährt, dann regt das schon zum Nachdenken an.

Nun weiß ich aus sicherer Quelle, dass es in Langerfeld auch Vermieter gibt, die mit säumigen Zahlern von Mieten recht kurzen Prozess machen. Da wird in Abwesenheit des Mieters irgendwann kurzerhand der Wohnungsinhalt zum Abfuhrtermin an die Straße gestellt, das Türschloss ausgetauscht und die Wohnung neu vermietet. Doch das ist wohl eher die Ausnahme und ein Fall für unsere Dorfgendarmerie. Vielmehr könnte man anhand der unglaublichen Mengen an Mobiliar auf der Straße darüber nachdenken, dass es den Langerfelder Bürgerinnen und Bürgern richtig gut geht. Die Möbelhäuser in Langerfeld und Nächstebreck scheinen so herausragend günstige Angebote zu haben, dass es Langerfeldern stets möglich ist, sich alle paar Monate eine neue Einrichtung zu gönnen. Das zeugt doch wahrhaftig von einer guten Lebens- und vor allen Dingen Vermögensqualität in unserem „Dorf“. Frei nach dem Motto „Alles neu macht der Mai (oder jeder andere beliebig einsetzbare Monat)“ schafft sich der gemeine Langerfelder offenbar mehrfach im Jahr Platz für seine Neuanschaffungen. Es bleibt dabei die Hoffnung übrig, dass auch unsere dorfansässigen Malerbetriebe ein Stück vom Renovierungskuchen genießen dürfen.

So kann ich also beruhigt auf den nächsten Langerfelder Sperrmüllfeiertag schauen. Die unendlichen Stapel an alten Hinterlassenschaften sind keineswegs ein Ausdruck des asozialen Verhaltens, sondern vielmehr Zeichen des Langerfelder Wohlstands! Mit Freude werde ich künftig den Müllabfuhrbediensteten zuwinken, während sie ihre schweißtreibende Arbeit verrichten und das in die Presse wuchten, was noch vor kurzem die Möbelhäuser wirtschaftlich unterstützt hat. Man muss eben auch mal positiv denken.

In diesem Sinne ein fröhliches „Happy Entrümpel-Day“ auch für Sie

Ihr Schorse aus Langerfeld, der jetzt mal eben kurz mit der Liebsten über neue Möbel spricht.

Hallo

Mein Gehirn arbeitet nachts am besten. Das ist insofern etwas dumm, weil ich dann ja schlafe. Es wäre sicherlich wesentlich besser organisiert, wenn ich nächstens meinen Brägen abgeschaltet lassen könnte und dafür tagsüber mehr Hirnkapazität nutzen könnte. Meinem Arbeitgeber tät das sicherlich sehr gefallen. Aber weil der liebe Gott das bei mir so eingerichtet hat, denkt die Hirnmasse in meinem Kopf eben sehr gern über dies und jenes nach, während ich schlafe.

Das hört sich für Außenstehende schlimm an, ist es aber nicht. Wenn ich nämlich am Morgen schlaftrunken in mein Badezimmer wanke und darauf warte, dass mir jemand den überlebenswichtigen Kaffee reicht, kommen mir die ersten Ideen. Diese präsentiert mir mein Nachtschicht geschobenes Gehirn als Allererstes. Das ist wie früher in der Schule, Sie kennen das. Da haben Sie über die Frage des unterrichtenden Menschen an der Tafel gerade mal fertig nachgedacht und heben langsam und noch während sie ihre Worte ausformulieren den Aufzeigefinger in die Luft und *zack* hat die blöde Streberin aus der ersten Reihe schon geantwortet. So ist es bei mir am frühen Morgen. Also so in mir drin. Da bin ich gerade erst in der Lage, für meine erleichternden Bedürfnisse zu sorgen und *zack* brüllen mich die ersten Lösungen auf die gestrigen Fragen an, ohne dass ich sie überhaupt erneut gestellt hätte.

Nun gut, Sie fragen sich, was haben jetzt mein persönliches Gehirn und seine nächtlichen Aktivitäten mit dem Moppertal zu tun? Schließlich beherrscht Corona die Tagesthemen und so ein einzelnes Gehirn kann da eigentlich doch völlig vernachlässigt werden. Ich will Ihnen die Antwort dazu mal behutsam vorstellen. Kommen Sie mal ein bisschen näher ran, weil ich nicht ganz so laut schreiben will. Ja, schon ein wenig näher, aber natürlich im Sicherheitsabstand. Gut so, das reicht. Ich muss jetzt flüsternd schreiben, damit die anderen Zeitungen und Nachrichtensendungen das jetzt nicht hören oder lesen. Also, … es … gibt … noch … andere … Themen … als … Corona!

Das ist ein Knaller, was? Es gibt sie tatsächlich, diese kleinen sensationellen und widerlichen Aufreger, die völlig Corona-frei weiterhin ihr Unwesen treiben. Und genau hier komme dann ich. Also in der nächsten Ausgabe des Langerfelder Dorfblatts und hier im Moppertal. In unserem „Dorf“ gibt es nämlich so viele lustige Begebenheiten, die einer vernünftigen Satire genügend Futter geben. Futter für eben solch ein Gehirn, das nachts arbeitet, während in Langerfeld weitgehend alles schläft und lediglich das eine oder andere illegale Autorennen unten Richtung Fleute stattfindet. Oder wenn sich die betrunkenen jungen Menschen nicht mit ihren Flaschen (oder war es umgekehrt) durchs Dorf nach Hause trauen, sondern erst einmal den langen Umweg durch die Langerfelder Anlagen (ja, so nannte sie tatsächlich ein fachlich berufener Waldbediensteter) von der Beyeröhde Richtung Neues Viertel machen müssen. Wobei diese traditionell und vermutlich in Ausübung eines verwirrten Kults regelmäßig die Gedenksteine des Denkmals am Ende der Wilhelm-Hedtmann-Str. mit geistigen Flüssigkeiten aus Flaschen und Körperöffnungen rituell taufen. Das muss gewürdigt werden und ich danke dem Himmel für den netten Unbekannten, der jeden Vormittag das Denkmal wieder reinigt. Dem würde ich gern mal ein Denkmal setzen. Wobei da vermutlich auch nur jemand in Unkenntnis der Würdigung gegen pinkeln würde. Wo war ich jetzt? Ach ja, unser Dorf.

Ja, hier ist viel los im „Dörfchen Langerfeld“ und natürlich auch im restlichen Vorort namens Wuppertal. So wird es also die eine oder andere Merkwürdigkeit an dieser Stelle zu lesen geben. Freuen Sie sich also auf weitere Ausgaben. Wenn Sie selbst gern einen Stein des (Denk-)Anstoßes liefern möchten, dann verpacken sie diesen hübsch und senden ihn digital an info@moppertal.de.

Ihr Schorse aus Langerfeld, nicht verwandt und nicht verschwägert mit Dörte aus Heckinghausen