Hundehaufen

Sie kennen das sicher, wenn Sie nach dem Aufstehen in den Badezimmerspiegel schauen und das merkwürdige Etwas gegenüber Sie auffordert, es zu waschen, obwohl Sie es nicht kennen. So erging es mir heute früh, als mein Hirn mich ansprach. „Hömma Schorse“, erinnerte es mich, „hast du schon den Hundedreck von deinen Schuhen weggemacht, den du dir gestern Abend am Gemeindehaus eingetreten hast?“

Siedend heiß fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren, dass ich gestern eine unheimliche Begegnung der dritten Art zwischen meinen Schuhsohlen und unerwartet weichem Material aus dem Verbindungsweg zwischen Inselstraße und Odoakerstraße hatte. Wobei ich vielleicht lieber sagen sollte, dass es gerade in diesem Gebiet nicht unerwartet sein kann, wenn man als Langerfelder in die Hinterlassenschaften eines anderen Langerfelders tritt. Aus welchem Grund ausgerechnet vor der Versammlungsstätte der wahrhaft sehr mildtätigen und engagierten evangelischen Kirchengemeinde ein Scheißhaufen neben dem anderen abgelegt wird, entzieht sich meinem Verständnis. Ist es vielleicht der Gedanke der Hundehalter an „Gebt doch Gott, was Gottes Geschöpf produziert“ oder vielmehr der Wunsch der Tierbezwinger, auch das Allerletzte an Besitztum eben dort abzulegen, wo man damit noch etwas anfangen könnte? Ach, ich denke schon lange darüber nach, welchen Grund es haben mag, ausgerechnet im stark genutzten Fußweg sein Schoßhündchen kacken zu lassen und der Pflicht zum Aufsammeln nicht nachzukommen. Langerfelder kennen diese Problematik und haben mir berichtet, dass sie schon des Öfteren jemand angesprochen hätten, die Exkremente seines Hundes zu entfernen. Als positiv zugewandt wurden mir die Reaktionen der Hundehalter leider nicht berichtet. Zumindest würde ich Erwiderungen wie „Was geht dich das an, du Schlampe?“ nicht als konstruktiv bezeichnen. Offenbar nutzt der gemeine (in diesem Falle im wahrsten Sinne des Wortes) Langerfelder Hundehalter gern das scheinbare Gewohnheitsrecht für sich, um sich nicht bücken zu müssen. Zugegeben, das Aufsammeln noch warmer weicher und stinkender Massen vom Boden wäre mir auch zuwider. Und ob es ökologisch sinnvoll ist, eine biologisch abbaubare Substanz in unverrottbare Kunststoffbeutel zu verpacken und einer thermischen Verwertung zuzuführen, bleibt dahingestellt. Dennoch ist es nicht schön, sein Kleinkind oder das allerliebste Enkelchen davon abzuhalten, vom rechten Weg abzuweichen oder gar mit einem Stöckchen im schwarzbraunen Häufchen zu stochern.

Die Rechtslage ist deutlich und es würde richtig Geld kosten, käme zufällig jemand vom Ordnungsamt nach Langerfeld, um ausnahmsweise auch mal aus dem Fahrzeug auszusteigen oder gar nicht nur ein Knöllchen wegen Falschparkens ohne Parkscheibe zu schreiben. Doch eines ist in unserem schönen Langerfelder Dörfchen so sicher wie das Amen in den Kirchen. Bevor hier auch nur ein Bußgeld wegen Verstoßes gegen die Aufsammlungspflicht von Hundekot verhängt wird, muss noch viel mehr Wasser den Hedtberg hinauf fließen.

Ein früherer Schwelmer Bürgermeister hatte mal die glänzende Idee, frühmorgens vor Dienstbeginn im Bürgerpark jeden Hundehaufen mit einem roten Fähnchen zu kennzeichnen. Der Anblick des ansonsten eher nüchtern wirkenden Parks glich dem Bild einer Demonstration chinesischer Regierungstreuer vor dem Palast. Flagge an Flagge glänzte rot in der Morgensonne und offenbarte das größte Problem dieses Parks, neben seinen damals defekten Spielgeräten. Die Presse fand ein gefundenes Fressen vor, den Hundehaltern war es egal und der Bürgermeister wurde im Stadtrat fachgerecht demontiert. Die Idee an sich finde ich wunderbar. Und ich würde mich gern dieser Kennzeichnung aller Haufen widmen, wenn ich einmal die Zeit dafür finde. Vielleicht klappt das ja, wen ich irgendwann Rentner werde. Eigentlich wollte ich mir dann einen Hund anschaffen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Scheiße am Schuh soll ja Glück bringen, sagt man. Insofern wünsche ich allen Hundehaltenden auf dem Gemeindeweg viel Glück auf allen ihren Wegen.

Ihr Schorse aus Langerfeld, der jetzt seine Schuhsohlen vom stinkenden Glück befreit.