Warum Moppertal?

Herzlich willkommen. Und das ist ehrlich und ohne moppern gemeint.

Denn der gemeine Wuppertaler an sich, egal ob männlich, weiblich oder keines vom Beiden, trägt vor seinem Gesicht ein meist unsichtbares Schild mit der Aufschrift “Dagegen”. Aus einer scheinbar angeborenen Grundeinstellung heraus ist mensch als Wuppertaler erst einmal gegen alles Neue, gegen Preisänderungen, gegen Supermärkte, gegen kleine Läden, gegen die Zukunft, gegen die Vergangenheit, gegen Krieg, Frieden, Grüne, Nazis, Linke und überhaupt gegen alles, was irgendwo gesagt, geschrieben oder angeboten und verlangt wird.

Es hat Kultur, dass die eigentlich zur Region der rheinischen Frohnatur gehörenden Wuppertaler im Grundsatz griesgrämig und missgelaunt erscheinen. Vergleicht man sie mit dem am Stadtrand beginnenden westfälischen Dickkopf und seiner ländlichen Wohnlage, würden sie das vehement bestreiten.

Als Zugereiste ist man zunächst irritiert und denkt sich “Warum leben diese Dauermopperer dann hier, wo doch alles so übel und moppernswert erscheint?” Nun, die Antwort ist einfach. Das Moppern hat Kultur, ist Lebensart und Gewohnheit. Denn kommt ein Verwandter, Bekannter oder Tourist nach Wuppertal und will sich das gelesene und geschilderte Elend einmal vom Einheimischen zeigen lassen, dann passiert etwas Merkwürdiges. Denn da wird der “öde Zoo ohne Attraktionen, voller Baustellen und mit Löwen und Tigern, die man nie zu sehen bekommt” plötzlich zum “Abenteuerzoo, in dem es nur bergauf geht”, der “innovative und beispielhafte Tierhaltung mit beeindruckenden Züchtungserfolgen bei den knuddeligen Elefanten vorweist”.

Der vorher noch so verrissene Umbau des Bahnhofsvorplatzes wird stolz präsentiert, ebenso wie die neuen Schwebebahnen mit der rückseitigen Aussichtsscheibe, die gerade noch als “völliger Fehlkauf und Pfusch” bezeichnet wurden.

Dieser Mopperei kann man nur mit Satire begegnen, wie es nachfolgend geschieht. Zunächst mit Geschichten aus dem Stadtteil Langerfeld und vielleicht auch mit Ihrer Hilfe aus den anderen Stadtteilen.

Viel Spaß und fröhliches Moppern!

Denk mal, ein Denkmal

„Hör mal, mein Guter“ sprach mich Unwachen am frühen Morgen und noch vor dem ersten Kaffee mein Gehirn an. „Gibt es eigentlich so echte Langerfelder Originale?“

Hhm, da musste ich doch tatsächlich mal so richtig nachdenken. Die Wuppertaler haben ja die Mina Knallenfalls, die Elefantendame Tuffi und den Zucker-Fritz, denen sie Denkmäler gesetzt haben. Auch dem Engels hat man nicht nur ein Denkmal geschaffen, sondern gleich ein ganzes Haus und sogar eine Straße nach ihm benannt. Und wen hat Langerfeld zu bieten?

Nun ja, glaubte man der Wikipedia noch vor einger Zeit, hatten wir außer dem Erfinder und Flugzeugbauer Gottlob Espenlaub nur Nazis zu bieten. Letzteren werden wir natürlich keine Denkmäler aufstellen, wobei deren Opfer ja zumindest durch die Mahnmale am Markt und oben auf dem Hedtberg gewürdigt werden. Aber wieso haben wir keine Figur von Espenlaub irgendwo aufgestellt? Und warum werden noch immer Straßennamen von Eroberern wie Odoaker und Wehrmachtsoffizieren wie Weddigen neben denen von Industriellen wie Henkels und Hedtmann als einziges Zeichen der lokalen Couleur gezeigt?

Nebenan in Heckinghausen wird über die Ändeurng der Mohrenstraße in die Möhrenstraße nachgedacht und in Langerfeld gibt es nicht einmal ein Denkmal der Kämpfer für die Anbindung Langerfelds an Barmen. Wobei, solche Vorschläge schieben wir jetzt mal lieber zur Vermeidung eines allgemeinen Aufschreis beiseite.

Aber mal ernsthaft, liebe Lesende und Liebende. Wieso haben wir in Langerfeld kein Denkmal unserer Heldinnen und Helden im Langerfelder Alltagsleben? Berühmte und beliebte Persönlichkeiten haben und hatten wir genug, die eine Vorlage für ein schönes Denkmal bieten könnten. Man möge sich gern vorstellen, wie wunderbar es doch wäre, träfe man sich wie in Hannover „unterm Schwanz“ des Pferdes des letzten Königs. In Langerfeld wäre das dann „am Moppett“ des letzten Renn-Motorrads aus der Langerfelder Herstellung oder „unterm Flügel“ eines der Flugzeuge aus der Werkstatt Espenlaub. Das wäre doch eine echte Antwort auf die Fußgängerzonenfiguren in Barmen und Elberfeld.

Mensch, was für Möglichkeiten sich da ergeben könnten. Ich komme da beim Gedanken an bekletterbare Figuren wie den berühmten Nanas (ebenfalls Hannover) oder dem Elefanten im Maxi-Park richtig in kreative Rage. Sicher ist die noch recht neue Gedenkstätte am Anne-Frank-Hof ganz toll geworden. Doch irgendwie besteht Langerfeld Denkmal-technisch offenbar nur aus ernsten Bauwerken. Da fehlt es doch wirklich an Figuren und echten Langerfelder Originalen. Stellt doch mal den Kaufmann Kiel vor seinen alten Laden, ein Flugzeug vom Espenlaub in die Spitzenstraße und den Herrn Ehren-Bezirkbürgermeister Hasenclever vor das ewig geschlossene Einwohnermeldeamt. Das würde Fröhlichkeit zeigen, hätte Lokalkolorit und würde den Barmern beweisen, dass wir in Langerfeld nicht nur Knasterköppe und Kriegsgedöns bedenkmalen können.

Vielleicht fallen den geneigten Lesenden ja noch mehr Originale und Denkmalvorschläge ein. Die sammelt das Dorfblatt sicehr gern ein und reicht sie an kompetente Stelle weiter. Die sich dann ganz bestimmt ein Denkmal verdient hätte, wenn ein Denkmal dieser Art geschaffen wird.

In diesem Sinne macht sich jetzt der Schorse aus Langerfeld auf den Weg, weil die Liebste ihm den Denkmal-Satz „Denk mal an die Getränkekisten“ an die Lauschlöffel geworfen hat.

Hut ab!

„Guten Morgen, mein Lieber“ begrüßte mich fröhlich mein Gehirn, als ich an einem der letzten schönen Sommertage erwachte. Es hatte wieder einmal die Nacht mit Nachdenken verbracht. Offenbar war es heute mit seinen Gedanken und Bedenken zu einem Ende gekommen, denn normalerweise ist meine Denkburg nicht so locker drauf, wenn ich aus dem Schlummer ins Diesseits gleite. Während ich noch gähnend und andere Dinge erledigend auf dem Klo saß, plapperte es mich ekelhaft wach und laut zu. Das Hauptthema schien der kommende Herbst und die damit verbundene Verhinderung von massiven Erfrierungen meines Kopfes zu sein. Kurz zusammengefasst ergab sich der dringende Wunsch meines Brägens, ihn doch wegen der dünner werdenden Haupthaaransammlung auf meinem Schädel mit einer geeigneten Stoffhülle zu bedecken. Es wurde ernsthaft von mir verlangt, einen Hut oder gar eine Kappe zu tragen. Ich, der traumatische Kindheitserinnerungen von Pudelmützen- Hut- und Kapuzenzwängen mit sich herumtrug. Um Gottes Willen nein. Niemals würde mein Haupt etwas anderes zieren als meine Haare.

Es wäre zudem auch ein starker Verlust der öffentlichen Anerkennung meiner Person, wäre ich künftig ein sogenannter „Mann mit Hut“. Kennen Sie das noch? War früher in den Vor- und Nachkriegszeiten ein Mann ohne Hut geradezu nackt auf der Straße, wurde er als Autofahrer zum Schrecken alle anderen Verkehrsteilnehmer. Ein Mann mit Hut am Steuer eines Fahrzeugs war die Garantie für rechthaberische Spießigkeit und lange Fahrzeugschlangen auf der Landstraße. Verbunden mit einer gehäkelten Klopapierumhüllung und einem Wackeldackel auf der Hutablage des Autos, galten Männer mit Hut als Inbegriff des Verkehrshindernisses. Das wollte und will ich nicht sein. Nein, mein greises Haupt würde unbedeckt bleiben. Diese Aussage sorgte jedoch bei meinen jüngeren Langerfelder Bekannten für Kopfschütteln

Würde man doch seinen Schädel niemals ohne eine adäquate Verhüllung mittels sportlicher Kappe auf die Straße oder gar aus dem Bett bewegen. War es früher der Hut, sei es heutzutage die Kappe als neue Form der männlichen Kopfbedeckung. Ein Mann von Welt und Format könne das Haus (und auch das Bett) niemals ohne seine mit Emblemen verzierte Stoffhülle verlassen. Echte Männer tragen ihre Kappen lediglich unter der Dusche nicht. Ansonsten war früher ein Mann ohne Hut asozial wo es heute einer ist, der keine Kappe trägt. Diese amerikanische Sitte, die selbst vor Präsidenten nicht Halt macht, war vor einigen Jahren nach Langerfeld geschwappt. Heute gibt es keinen Jungen mehr im kindergartenfähigen Alter, die ohne eine viel zu große und mit enormen Schirm vorweg von seiner behütenden Mami auf die Straße gelassen wird.

Doch eines hat sich ebenfalls umgekehrt, das will ich nicht verschweigen. Galten früher Männer mit Hut am Steuer als Spießer, rechthaberische Schleicher und die freie Fahrt behindernde Gefährlichkeiten, so fällt es mir doch auf, dass Männer mit Kappen am Steuer eines Fahrzeugs ein Benehmen wie Wildschweine im Vorgarten an den Tag legen. Wo man damals schlich, wird heute gerast. Waren Männer mit Hut früher die Kolonnenführer der Sonntagsfahrer auf der Landstraße, sind Kerle mit Kappe heute die Dauerüberholer und Kurvenschneider. Leider fielen mir kürzlich auch einige Langerfelder Typen dadurch unangenehm auf, weil sie kappentragend frühmorgens meinten, sie müssten die Schwelmer Straße Richtung Nachbarstadt zur persönlichen Rennstrecke erklären. Meine dezenten Licht- und Schallsignale, ausgelöst von meiner Erschreckreaktion durch an mir vorschriftsmäßig Fahrendem vorbeischmirgelnden Kombis, führten leider zu keinerlei Reaktionen der Mützenträger. Vermutlich hing deren Schirm der Kappe so weit über die Augen, dass sie den Tacho nicht mehr sehen konnten. Doch, wie stellte ich zart gläubiger Mensch beim Bild eines in der Schwelmer Straße verunfallten PKW fest? Früher oder später nützt Dir auch die Kappe nichts, wenn darunter kein Verstand geschützt werden muss.

In diesem Sinne: Hut ab! Und immer schön die Kappe vom Kopf, wenn man(n) einen geschlossenen Raum betritt oder Auto fährt. Damit das Hirn genug Luft zum Denken bekommt und die Höflichkeit Raum zum Atmen.

Ihr Schorse aus Langerfeld, der noch keine Tinkturen zum Haarwachstum benötigt.